Kein Zweifel: Wenn die Forsythien blühen, ist der Winterschlaf der Rosen vorbei – und der aller Gärtner*innen auch. Das ist gut so, denn im Beet steht der frühjährliche Rosenschnitt an, der für blühwillige und gesunde Sträucher sorgt. Dabei sollten wir darauf achten, welche Sortengruppe wir vor uns haben. Öfterblühende Rosen schneiden wir zum Beispiel anders als einmalblühende – und auch bei Kletterrosen gelten besondere Regeln.
Vorbereitung: Winterschutz entfernen und Frostschäden überprüfen
Bevor wir unsere Rosen schneiden, entfernen wir zunächst den Winterschutz – Koniferenreisig oder ähnliche Auflagen von Kletter- und Strauchrosen können nun endgültig weg. Bei Stammrosen empfiehlt es sich, die Schutzhauben oder Vliese, mit denen die Kronen eingewickelt waren, noch griffbereit zu halten. Sollten Frosteinbrüche unter etwa -5 °C auftreten, ist es ratsam, besonders die Veredelungsstelle vor einem späten Erfrieren zu schützen.
Außerdem sollten wir die Rosen auf mögliche Frostschäden überprüfen. Schwellen die Knospen („Augen“) und beginnen sich zu strecken, können wir davon ausgehen, dass sie nicht frostgeschädigt sind. Regt sich noch nichts, ist das kein Grund zur Sorge: Manche Sorten treiben erst spät aus. Wer sichergehen will, schneidet ein Stückchen Trieb ab. Zeigt sich das Mark an der Schnittstelle frisch und weist zur Rinde hin einen grünen Ring auf, ist alles gut. Trockenes, graubraunes Holz hingegen ist abgestorben und sollte stärker eingekürzt werden.
Bodenvorbereitung: Abhäufeln und düngen
Die im Herbst angehäufelte Erde, mit der etwa Beet- und Edelrosen vor strengen Frösten geschützt wurden, wird jetzt entfernt. Am besten arbeiten wir sie rund um die Pflanzen in den Boden ein. In diesem Arbeitsgang können wir auch gleich düngen, zum Beispiel mit einem handelsüblichen Rosendünger oder reifem Kompost, der mit etwas Hornmehl versetzt wurde. Ein gut gedüngter Boden trägt zur Vitalität der Rosen bei und sorgt für gesundes Wachstum.
Schneiden nach phänologischen Jahreszeiten
Im zeitigen Frühjahr zeigen die Sträucher genau, wie sie aufgebaut sind und wo wir die Schere ansetzen sollten. Am besten orientieren wir uns an den sogenannten phänologischen Jahreszeiten. Ihre Einteilung erfolgt nach dem Stand der Natur, und sie sind leicht zu identifizieren, wenn wir uns nur einmal umschauen, was in Gärten und Parks bereits blüht.
Die Rosenpflege startet im sogenannten Erstfrühling, und dieser kündigt sich durch die auffällige Vollblüte der Forsythien, aber auch durch die Blattentfaltung von Stachel- und Johannisbeeren an. Je nach Wetterverlauf und Gegend fällt der Erstfrühling in den März oder April und wird vom „Vollfrühling“ mit der Flieder- und Apfelblüte abgelöst. Beim Schneiden der Rosen schadet es übrigens nicht, wenn die Augen bereits mehr oder weniger weit ausgetrieben haben. Rosen zehren zunächst von ihren Vorräten und büßen durch den Verlust von Austrieben bis etwa Mitte/Ende April nicht allzu viel von ihrer Energie ein.
Rosen schneiden: Auslichten oder zurückschneiden?
Bei Rosen gibt es zwei Schnittgruppen: Ob ein starker Rückschnitt empfehlenswert ist oder lediglich ausgelichtet wird, hängt davon ab, ob der Strauch mehrmals im Jahr Blüten hervorbringt oder einmalblühend ist. Einmalblühende Rosen bilden ihre Blüten vornehmlich am älteren Holz, öfterblühende am diesjährigen Holz.
Öfterblühende Rosen, zu denen fast alle modernen Sorten gehören, benötigen unbedingt einen kräftigen Schnitt, um blühfreudig zu bleiben. Das Strauchwerk wird dabei so weit zurückgenommen, dass sich aus den unteren Regionen kräftige, gut ernährte Austriebe entwickeln können. Beet-, Edel- und Bodendecker-Rosen (Zwergrosen) können wir recht tief zurückschneiden. Mindestens ein Fünftel der Trieblänge sollte jedoch stehen bleiben.
Historische Rosen (wie etwa Gallica-, Alba-, Damaszener- oder Moos-Rosen und Zentifolien) und Wildrosen blühen an den mehrjährigen Zweigen. Daher sollten wir einen starken Frühjahrsschnitt unterlassen und ältere Pflanzen lediglich auslichten. Entfernen wir alle abgestorbenen oder kranken Triebe an der nächstliegenden Verzweigungsstelle und beseitigen wir Zweige, die über Kreuz wachsen. Auf diese Weise bleiben die Sträucher luftig und vital.
Vergreiste Äste, die zu fein verzweigt sind, um noch kräftige, neue Blütentriebe zu bilden, schneiden wir direkt an der Pflanzenbasis vollständig aus. Das betrifft grundsätzlich alle Triebe, die älter als vier, fünf Jahre sind. So wird Platz geschaffen für neue, unverzweigte Bodentriebe. Diese blühen zwar erst ab dem zweiten Jahr – dafür wird die Pflanze ausreichend verjüngt.
Kletterrosen richtig schneiden
Kletterrosen malen mit ihren Blütengirlanden, die sich verschwenderisch über Pavillons, Mauern, Zäune und Torbögen legen, wildromantische Gartenbilder. Die Wildheit liegt den regen Klimmern im Blut. Die romantische Blütenfülle können wir lenken – durch das richtige Schneiden und Anbinden.
Bei den Kletterrosen werden zwei Gruppen unterschieden: Climber und Rambler. Die Climber stecken viel Energie in ihre Blüten und bilden mit ihren kräftigen Trieben gleichzeitig ein stabiles Grundgerüst. Grundsätzlich blühen sie am diesjährigen sowie am ein- und mehrjährigen Holz – an den jungen Seitentrieben sind jedoch die meisten Blüten zu erwarten.
Am besten schneiden wir einen Teil der vorhandenen Gerüstäste auf unterschiedlichen Höhenstufen zurück – jeweils bis zu einer Verzweigung mit einem jungen, kräftigen Seitentrieb. Das wirkt einem Verkahlen der Sträucher von unten her entgegen und kontrolliert etwas ihren Drang in die Höhe. Dann kürzen wir an den verbliebenen Gerüstästen alle Seitentriebe auf kurze Zapfen ein. Einjährige Langtriebe aus der Strauchbasis sollten wir gar nicht schneiden, sondern nur anbinden – sie werden die neuen Gerüstäste.
Einmalblühende Climber schneiden wir erst nach der Blüte mit der Schere zu bearbeiten. Kürzen wir im Sommer die Seitenzweige um etwa die Hälfte ein.
Pflegehinweise für gesunde und blühfreudige Rosen
Bei der Rosenpflege ist es wichtig, kranke, schwache und tote Triebe zu entfernen. Außerdem sollten wir alle an der Rose verbliebenen Blätter sowie Laub im Beet penibel entfernen und im Hausmüll entsorgen. Auf den Blättern können sonst Erreger typischer Rosenkrankheiten überwintern und die Pflanze infizieren.
Ein fester Zeitpunkt für den Rückschnitt von Rosen lässt sich nicht genau festlegen. Das liegt zum einen an den jährlich unterschiedlichen Witterungsverhältnissen und hängt zum anderen von der jeweiligen Region ab. In der Regel ist der Rückschnitt ab etwa Mitte März sinnvoll, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind.
Beim Schneiden der Rosen verwenden wir immer eine scharfe und saubere Schere, damit es glatte Schnittstellen gibt und die Pflanze so wenig wie möglich verletzt wird. Geschnitten wird schräg etwa fünf Millimeter oberhalb einer nach außen zeigenden Knospe. Der schräge Schnitt ist wichtig, damit sich kein Wasser sammeln kann und kein Nährboden für Krankheitserreger entsteht.
Die richtige Pflege und der richtige Schnitt im Frühjahr sorgen für gesunde, blühfreudige Rosen im Sommer. Mit etwas Geduld und Liebe zum Detail können wir unsere Rosensträucher zu wahren Blickfängen in unserem Garten machen. Also, schnapp dir deine Gartenschere und leg los!