Die Aprikose, auch bekannt als Marille, ist ein wärmeliebender Baum und in unseren Gärten immer noch eine Rarität. Ursprünglich stammt der Aprikosenbaum aus den trockenen, klimatisch stark kontinental geprägten Steppen Zentralasiens. Aufgrund ihrer Wärmebedürftigkeit bringen sie bei uns nur in sehr günstigen Weinbaulagen zuverlässige Ernten. Dennoch kann sich der Anbau auch in klimatisch weniger günstigen Lagen lohnen, wenn man die Aprikosen zum Beispiel als Spalierobst an einer warmen Südwand zieht.
Aussehen und Wuchs der Aprikose
Aprikosenbäume bilden rundliche Kronen und erreichen Wuchshöhen zwischen drei und acht Metern, selten werden sie bis zu zehn Meter hoch. Die Borke erscheint dunkel- bis schwarzbraun, die Triebe rot-bräunlich. Die Blätter zeichnen sich durch eine breit eiförmige bis rundliche, zugespitzte Form aus. Vor dem Laubaustrieb öffnen sich die weißen oder hellrosa- bis kräftig pinkfarbenen Blüten. Die feinfilzig behaarten Steinfrüchte, die meist im Juli und August reifen, besitzen eine fast kugelige Form mit einer deutlichen Furche. Die Schale der Aprikosen ist leuchtend gelb gefärbt, oft auch rot überlaufen, das Fruchtfleisch kann je nach Sorte eine gelborange bis rötliche Farbe aufweisen. Bei Vollreife lässt sich der glatte Stein ganz leicht vom Fruchtfleisch lösen.
Der richtige Standort und Boden für Aprikosen
Ein optimaler Standort für Aprikosen ist vollsonnig, warm und windgeschützt. Idealerweise ist der Platz auch regengeschützt, etwa im Regenschatten einer Hauswand. Der Boden sollte nährstoffreich, sommertrocken und mit hohem Humusanteil sein. Auf feuchten Böden mit schlechtem Wasserabzug sind die Pflanzen sehr krankheitsanfällig. Bevor man die Aprikosenbäume pflanzt, sollte der Boden tiefgründig gelockert werden, um Stauwasser im Winter zu verhindern. Bei undurchlässigen Lehmböden empfiehlt es sich, groben Bausand oder Ziegelsplitt beizumischen und eine Drainageschicht im Pflanzloch anzulegen.
Pflanzung und Pflege der Aprikose
Die ideale Pflanzzeit für Aprikosenbäume ist das Frühjahr. Der Wurzelballen sollte so tief gesetzt werden, dass sich seine Oberfläche auf Höhe des Erdniveaus befindet. Nach dem Pflanzen sollte der junge Aprikosenbaum im Wurzelbereich mit einer dünnen Schicht Kompost gemulcht werden. Im Frühjahr kann rund drei Liter Gartenkompost pro Quadratmeter im Wurzelbereich ausgebracht werden, um die Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen und den Humusgehalt des Bodens zu erhöhen. Weitere Düngemaßnahmen sind nicht erforderlich. Eine zu hohe Nährstoffzufuhr kann das Wachstum der Triebe beeinträchtigen. Eine schwache Kaliumdüngung mit Patentkali nach der Ernte kann die Frosthärte der Aprikosenbäume verbessern.
Erziehung und Schnitt des Aprikosenbaums
Die zuverlässigsten Erträge bringt der Aprikosenbaum, wenn er als Fächerspaliere gezogen wird. Alternativ kann er auch als Spindelbaum oder Busch erzogen werden. Beim Schnitt geht es um das Gleichgewicht zwischen Fruchtausbildung und Wachstum. Beim Busch werden drei bis vier seitliche Leittriebe gewählt, die bei Bedarf etwas vom Haupttrieb abgespreizt oder mit Gewichten beschwert werden, damit sie sich nicht zu Konkurrenztrieben entwickeln. Der Mitteltrieb wird auf sechs bis sieben Knospen über dem am höchsten stehenden Leittrieb eingekürzt. Die Früchte bilden sich an kurzen Seitentrieben der zwei- oder mehrjährigen Zweige. Nach der Ernte empfiehlt sich nur ein leichter Schnitt, vor allem sollten die sogenannten Reiter, die senkrecht hochwachsenden Triebe auf den Astoberseiten, entfernt werden. Im Alter sollten abgeerntete Zweige auf junge, vitale Seitentriebe eingekürzt werden, um das Fruchtholz zu erneuern.
Befruchtung und Bestäubung der Aprikose
Die meisten Aprikosensorten sind selbstfruchtbar, es gibt jedoch auch einige, die eine zweite Befruchtersorte in der Nähe brauchen. Da man sich wegen der Seltenheit der Obstgehölze hier nicht auf Pollenspender in den Nachbargärten verlassen kann, sollte man am besten gleich zwei geeignete Sorten vom Aprikosenbaum dicht nebeneinander pflanzen. Die Bestäubung erfolgt meist durch Hummeln und – bei milden Temperaturen – auch durch Honigbienen.
Ernte und Verwertung der Aprikose
Aprikosen reifen in unseren Breiten in der Regel im Juli, zwei bis drei Wochen nachdem die Sonne ihren Höchststand erreicht hat. Reife Früchte haben eine kräftig orange-gelbe Färbung und geben auf sanften Druck nach. Das Fruchtfleisch ist dunkelgelb, weich und saftig. Je nach Verwendungszweck können Aprikosen auch etwas früher geerntet werden, da sie im Haus nachreifen und sich so länger lagern lassen. Aprikosen eignen sich gut für die Herstellung von Püree und Konfitüre. Wer sie als Trockenfrüchte genießen möchte, sollte sie gut ausreifen lassen. Auch das Einkochen und Einfrieren der Früchte ist möglich.
Winterschutz für den Aprikosenbaum
Das Holz der Aprikosenbäume ist recht winterhart, jedoch sind sie aufgrund ihres frühen Austriebs und ihrer Blütezeit anfällig für Spätfröste und spät einsetzende Winterfröste. Vor allem die Blüten werden bei Minusgraden zerstört und die Ernte fällt dann für ein Jahr aus. Daher ist es ratsam, die Krone des Aprikosenbaums bei drohenden Spätfrösten kurzfristig in ein Wintervlies einzuhüllen, um ein Ernteausfall zu verhindern. Eine geeignete Standortwahl und spät blühende Sorten können die Aussichten auf regelmäßige Erträge auch in klimatisch ungünstigen Lagen verbessern.
Beliebte Aprikosensorten für den Garten
Die selbstfruchtbare Sorte ‚Bergeron‘ ist weniger anspruchsvoll als die meisten anderen Aprikosensorten und eignet sich daher auch für ungünstigere Klimazonen. Die Früchte reifen Anfang bis Mitte August, sind orange bis rötlich und gut lagerfähig. Weitere selbstfruchtbare Sorten für den Garten sind ‚Aprikose von Nancy‘, ‚Mombacher Frühe‘ und ‚Ungarische Beste‘.
Krankheiten und Schädlinge der Aprikose
In feuchten Frühjahren werden Aprikosen oft von der Spitzendürre (Monilia) befallen. Auch die Schrotschusskrankheit sowie die unheilbare virale Scharka-Krankheit treten gelegentlich auf. Die Standortbedingungen spielen eine wichtige Rolle bei der Anfälligkeit der Gehölze für Krankheiten. Schädlinge spielen hingegen kaum eine Rolle. Gelegentlich werden die Wurzeln von Wühlmäusen angefressen und die aus Japan eingeschleppte Kirschessigfliege hat die süßen Früchte inzwischen ebenfalls für sich entdeckt.
Die Aprikose ist eine wunderbare Bereicherung für jeden Garten. Mit den richtigen Standortbedingungen, Pflegemaßnahmen und Sortenauswahl steht einer erfolgreichen und ertragreichen Aprikosenernte nichts im Wege. Ob frisch genossen, zu köstlichen Marmeladen verarbeitet oder als Trockenfrucht – die Aprikose hat viel zu bieten und ist eine wertvolle Frucht in unserer heimischen Obstvielfalt. Probiere es aus und werde selbst zum Aprikosenbauern in deinem Garten!