Ohrenkneifer im Garten: Nutzliche Helfer oder gefährliche Schädlinge?


Ohrenkneifer sind kleine Insekten, die sich seit dem Mittelalter einen schlechten Ruf erarbeitet haben. Lange Zeit wurden sie als bösartige Parasiten angesehen, die nachts in unsere Ohren kriechen und dort Schaden anrichten. Doch neuere Erkenntnisse haben unser Verständnis von Ohrenkneifern völlig verändert. Heute wissen wir, dass sie eigentlich nützliche Gartenhelfer sind. In diesem Blogbeitrag wollen wir genauer betrachten, ob Ohrenkneifer wirklich gefährlich sind und in unsere Ohren kriechen. Zudem werden wir klären, ob sie eher als Nützlinge oder Schädlinge zu betrachten sind. Abschließend geben wir noch Tipps, wie man Ohrenkneifer im Garten fördern kann.

Ohrenkneifer: Beschreibung und Lebensweise

Bevor wir uns mit den Mythen rund um Ohrenkneifer beschäftigen, wollen wir einen Blick auf ihre Art und Lebensweise werfen. Ohrenkneifer gehören zur Ordnung der Ohrwürmer und es gibt verschiedene Arten von ihnen. Der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) ist die in Deutschland am häufigsten vorkommende Art. Ohrenkneifer sind keine flugstarken Insekten, obwohl sie zur Ordnung der Fluginsekten gehören. Sie verfügen über verhärtete Vorderflügel, unter denen sich ihre häutigen Hinterflügel verbergen. Der Gemeine Ohrwurm kann aufgrund der stark reduzierten Hinterflügel kaum noch fliegen.

Mit einer Körperlänge von 9 bis 16 mm sind Ohrenkneifer recht kleine Insekten. Sie besitzen Zangen, auch Cerci genannt, die sie zur Jagd, Verteidigung, Flügelfaltung und Paarung verwenden. Ohrenkneifer leben kryptisch, das heißt, sie halten sich gerne unter feuchtem Laub, Rinde oder in Ritzen und Spalten auf. Dort finden sie Nahrung und legen ihre Eier ab. Sie gelangen nur selten zufällig ins Haus, bevorzugen aber Schuppen, Garagen, Balkone und Gartenhäuschen als Quartiere.

Ohrenkneifer im Ohr: Mythos oder Wahrheit?

Ein hartnäckiger Mythos besagt, dass Ohrenkneifer nachts in unsere Ohren kriechen und dort Schaden anrichten. Dieser Mythos ist bereits im Mittelalter entstanden und wurde durch die Namensgebung der Insekten verstärkt (auricula bedeutet „Öhrchen“ im Lateinischen). Doch die Wahrheit sieht anders aus. Ohrenkneifer sind für den Menschen vollkommen harmlos und nicht in der Lage, in unsere Ohren zu gelangen und Schaden anzurichten.

Der Mythos vom gefährlichen Ohrenkneifer könnte aufgrund der Enge und Dunkelheit in Betten entstanden sein. Im Mittelalter waren Häuser oft feucht, und die Feuchtigkeit zog sich insbesondere in regenreichen Zeiten kaum aus den Betten zurück. Diese Bedingungen gefielen den Ohrenkneifern, weshalb sie sich gelegentlich dort aufhielten. Möglicherweise hat dies zu der Angst vor Ohrenkneifern und dem Glauben an ihre Gefährlichkeit geführt. Ironischerweise wurden die Tiere später sogar als Ohrmedizin verwendet, um vermeintliche Ohrenerkrankungen zu heilen.

Der Ohrenkneifer als Schädling

Obwohl Ohrenkneifer in erster Linie als nützliche Insekten betrachtet werden, können sie unter bestimmten Umständen auch als Schädlinge auftreten. An Getreidelagern, reifenden Trauben, Pfirsichen und einigen Zierpflanzen können sie Schäden verursachen. Allerdings ist ihr Auftreten als Schädling eher die Ausnahme als die Regel. In den meisten Fällen beschränken sich Ohrenkneifer darauf, bereits von anderen Insekten beschädigte Früchte und Pflanzen weiter zu verzehren. Sie sind also selten für den primären Schaden verantwortlich.

In menschlichen Behausungen können Ohrenkneifer gelegentlich auftauchen, jedoch kommt es selten zu einer Plage. Ohrenkneifer können sich nur zwei Generationen pro Jahr vermehren. Sie halten sich gerne in feuchten und dunklen Räumen wie Schuppen, Garagen, Gartenhäuschen und auf Schattenbalkonen auf. Falls du diese unerwünschten Mitbewohner loswerden möchtest, gibt es verschiedene ungiftige Methoden, um sie zu bekämpfen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel über Ohrenkneifer in der Wohnung.

Der Ohrenkneifer als Nützling

Trotz ihrer gelegentlichen Schädigung von Pflanzen sind Ohrenkneifer in erster Linie nützliche Gartenhelfer. Sie spielen eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht und unterstützen die Schädlingsbekämpfung. Ohrenkneifer ernähren sich hauptsächlich von Detritus, Pilzen und Algen und tragen so zur Humusbildung und Freisetzung von Nährstoffen im Boden bei. Sie fressen auch kleine Insekten wie Blattläuse und die Eier von verschiedenen Faltern und Mehltaupilzen. Zudem dienen sie als Nahrung für Tiere wie Spatzen, Igel und Spitzmäuse, die im Garten gerne gesehen sind.

Wenn du die positive Wirkung von Ohrenkneifern nutzen möchtest, solltest du sie im Garten tolerieren oder sogar fördern. Ein angeknabberter Blattrand oder ein sekundär besiedelter Apfel ist meistens verschmerzbar, wenn man bedenkt, welchen Beitrag Ohrenkneifer zur Schädlingsbekämpfung leisten. Du kannst Ohrenkneifer ganz einfach in deinem Garten fördern, indem du ihnen einen guten Unterschlupf bietest. Ein Ohrenkneifer-Hotel ist eine effektive Methode, um die kleinen Insekten anzulocken und anzusiedeln.

Ohrenkneifer anlocken: Hotel, Blumentopf und Co.

Um Ohrenkneifer in deinem Garten anzulocken, kannst du ihnen ein spezielles Unterschlupf- oder Hotel bieten. Ein Ohrenkneifer-Hotel besteht aus einem klassischen Tontopf, der mit Stroh, Heu oder Holzwolle gefüllt wird. Eine Handvoll Erde wird darüber gestreut. Aus Kükendraht kann eine runde Form ausgeschnitten werden, die den Rand des Topfes um etwa 3 cm überragt. Der Tontopf wird mit dem Drahtgitter verschlossen und kann im Beet platziert oder an Bäumen und Stäben aufgehängt werden.

Die Ohrenkneifer werden das Hotel fast sofort als Tagesquartier annehmen und dort Eier ablegen. Das Hotel bietet Schutz vor Fressfeinden und fördert die Vermehrung der Ohrenkneifer. Es ist wichtig, dass das Hotel bei Regen nicht zu nass wird, daher kann das Loch im Boden des Topfes mit Tonscherben abgedeckt werden.

Du kannst das Ohrenkneifer-Hotel auch dekorativ gestalten und zu einem Hingucker in deinem Garten machen. Du kannst auch schöne Keramikgegenstände verwenden, um ein Ohrenkneifer-Hotel zu gestalten.

Fazit: Ist der Ohrenkneifer nützlich oder gefährlich?

Insgesamt kann gesagt werden, dass Ohrenkneifer im Garten mehr nützlich als schädlich sind. Sie sind keine gefährlichen Insekten und der Mythos vom Ohrenkneifer im Ohr ist unbegründet. Ohrenkneifer können jedoch gelegentlich Schäden an Pflanzen und Früchten verursachen, sind aber selten für den primären Schaden verantwortlich. In Wohnungen können sie lästig sein, aber es gibt einfache und ungiftige Methoden, um sie loszuwerden.

Wenn du Ohrenkneifer in deinem Garten hast, solltest du sie eher fördern als bekämpfen. Sie sind nützliche Gartenhelfer, die bei der Schädlingsbekämpfung helfen und zur Gesundheit des Bodens beitragen. Mit einem Ohrenkneifer-Hotel kannst du die Schlagkraft der Ohrenkneifer nutzen und ihnen einen guten Unterschlupf bieten. So kannst du von ihrem natürlichen Schädlingsbekämpfungspotenzial profitieren.