Gerade als du zu lesen beginnst, spürst du die Vorfreude auf die kommende Gartensaison. Der Duft von frischer Walderde strömt durch das geöffnete Fenster in dein Zimmer und erinnert dich an den wunderbaren Kompost in deiner Wurmkiste. In diesem Gold spinnen fleißige Kompostwürmer und andere Bodenorganismen täglich das Gärtner-Gold – und das ganz ohne Rumpelstilzchen-Dilemma. Deine Pflanzen profitieren alle davon: dein kleiner „Siebenschläfer“ Apfelbaum, deine Gemüsejungpflanzen, deine grünen Zimmermitbewohner und sogar du selbst, wenn du frische Kresse zum Frühstück genießt. Aber wann ist der Kompost eigentlich fertig? Das können wir zuerst einmal „Pi mal Daumen“ schätzen. Wenn du jedoch genauer wissen möchtest, in welchem Reifestadium sich der Kompost befindet, kannst du den sogenannten Kressetest durchführen.
Wann ist der Kompost fertig – „Pi Mal Daumen“
Im warmen Frühjahr und im Spätsommer, wenn die klimatischen Bedingungen am günstigsten sind, geht die Kompostierung zügig vonstatten. Zu diesen Jahreszeiten ist der Kompost unter geeigneten Bedingungen schon nach etwa drei bis vier Monaten fertig. In den kühlen Wintermonaten hingegen kommt der Zersetzungsprozess im Kompost zur Ruhe, da die fleißigen Mikroorganismen es warm und feucht mögen. Wird der Kompost im Herbst aufgesetzt, braucht er deshalb bis zum nächsten Sommer. Ebenso muss man mit etwa einem halben Jahr Rotteprozess rechnen, wenn im Hochsommer mit der Kompostierung begonnen wird, da Hitze und Trockenheit das Wohlfühlklima der Bodenfauna mindern. Richtig zu duftender, feinkrümeliger Erde ausgereift ist der Kompost erst nach einem weiteren halben bis einem Jahr. Die Umsetzung schwer verrottbarer Materialien mit hohem Faseranteil oder Gerbsäuregehalt, wie Eichen- oder Nusslaub, kann auch eineinhalb bis drei Jahre dauern. Trotzdem lohnt sich die Anlage eines eigenen Laubkompostes, insbesondere für alle Liebhaber von Moorbeetpflanzen wie Rhododendren, Hortensien, Azaleen, Heidel- und Preiselbeeren, da dieser ein hervorragender Torfersatz ist.
Kressetest – „Das Ernteorakel“
Du möchtest nun genau wissen, ob der Kompost fertig ist? Dann befrage das „Ernteorakel“ mit dem Kressetest. Dazu verteile etwas Kompost in einer flachen Schale, säe gleichmäßig Kressesamen aus, drücke sie leicht an und befeuchte das Ganze. Achte darauf, dass die Schale stets feucht gehalten wird. Nach drei bis vier Tagen sollten die Samen zu einem Großteil gekeimt sein. Wenn das nicht der Fall ist, ist der Kompost noch deutlich unreif. Einige Tage später sollten die Keimlinge einen gleichmäßigen, hübsch grünen Rasen gebildet haben. Wenn ja – Jackpot! Sind die Pflänzchen jedoch kümmerlich entwickelt, zum Teil gelb oder braun und ungleichmäßig gewachsen, ist der Kompost noch inhomogen und nicht vollständig ausgereift. Verwende diesen Kompost dann nicht für empfindliche Pflanzen.
Du hast den Kressetest gemacht und der Kompost ist reif? Super! Dann geht es jetzt an die Goldernte!
3-2-1-Los geht’s mit der Goldernte!
Die Komposternte ist ein besonderer Moment für jeden Gärtner. Reifer Kompost findet überall im Garten beste Verwendung, wo Bodenverbesserung, Düngung und Pflanzenstärkung gefragt sind. Kompost ist ein langsam wirkender organischer Dünger, der alle wichtigen Pflanzennährstoffe in ausreichender Menge enthält. Die Nährstoffe werden den Pflanzen nach Bedarf zur Verfügung gestellt, ohne dass es zu einer „Fastfood Ernährung“ wie bei chemisch-synthetischen Düngern kommt. Dadurch werden deine Pflanzen gestärkt und ihre Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten gefördert.
Wenn es um die Verteilung des Komposts geht, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Im Frühjahr wird der Kompost flächig aufgebracht und leicht eingeharkt. Starkzehrer wie Paradeiser, Zucchini, Kürbis oder Gurken werden mit vier bis sechs Litern pro Quadratmeter versorgt. Bei Mittelzehrern wie Zwiebeln oder Karotten reichen etwa zwei bis vier Liter Kompost pro Quadratmeter. Schwachzehrer wie Bohnen und Erbsen benötigen nicht mehr als 1,5 Liter pro Quadratmeter.
Reifer Kompost eignet sich auch hervorragend zur Herstellung von Anzuchterde. Eine gute Mischung besteht aus fünf Teilen Gartenerde, einem Teil gut ausgereiftem Kompost und drei Teilen grobkörnigem Quarzsand. Diese Anzuchterde bietet ideale Bedingungen für die Aussaat und das Wachstum von Samen.
Der Reifeprozess – „Gut Ding braucht Weile“
Der Reifeprozess des Komposts erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst haben wir den frischen Kompost oder Rohkompost. Er hat bereits eine erdbraune Farbe, ist aber noch grobkrümelig strukturiert. Faser- und Holzanteile brauchen länger zum Zersetzen und sind im Frischkompost noch deutlich erkennbar. Die Stars des Bodenorganismus, die Kompostwürmer, haben sich jedoch bereits vom Ort des Schaffens zurückgezogen. Frischer Kompost ist sehr nährstoffreich und enthält einen großen Anteil an aufgeschlossenen Nährstoffen. Er ist sofort verfügbar für die Pflanzen, bietet jedoch keine langfristige und kontinuierliche Düngewirkung. Aus diesem Grund wird er auch als „scharf“ bezeichnet und eignet sich nicht für die Aussaat oder Stecklingsanzucht, da er die empfindlichen Wurzeln schädigen könnte. Auch Pflanzen mit geringem Nährstoffbedarf sollten nicht zu viel frischen Kompost erhalten.
Wenn der frische Kompost am Kompostplatz belassen wird, schreitet der Umwandlungsprozess weiter voran und der frische Kompost geht in den reifen Kompost über. In dieser Phase erfolgt die Humusbildung, bei der die Mikroorganismen hart arbeiten. Schwer abbaubare Materialien werden weiter zerlegt und umgewandelt. Die daraus gebildeten Huminstoffe verleihen dem Kompost nun die typisch satt schwarze Farbe, die Krümelstruktur wird gleichmäßiger und feiner. Je weiter der Reifeprozess fortschreitet, desto stärker werden die Nährstoffe in den Huminstoffanteil eingebunden. Dieser Prozess verläuft langsamer, je weiter der Reifeprozess fortgeschritten ist, da Huminstoffe gegen mikrobielle Zersetzung sehr widerstandsfähig sind.
Gold ist nach wie vor die beste Anlageform
Die Ernte des Komposts ist ein Grund zur Freude für jeden Gärtner. Reifer Kompost ist eine wertvolle Ressource, die den Boden verbessert, Pflanzen stärkt und die Umwelt schont. Durch die Verwendung von Kompost können wir unseren Pflanzen optimale Nährstoffversorgung bieten und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten fördern.
Egal, ob du gerade erst mit dem Kompostieren beginnst oder bereits gespannt auf die kommende Ernte bist – ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei der Kompostierung. Denke daran, dass guter Kompost Zeit braucht, um zu reifen, und dass du mit einer sorgfältigen Pflege und richtigen Umsetzung des Komposts die besten Ergebnisse erzielst. Genieße das Gärtner-Gold und erntevergnügen dich an gesundem, kräftigem Gemüse und üppigen Blüten!
Quellen:
- Haiden, Brocks, Weber, Schulze (2019). Kompost anlegen und umsetzen: So einfach entsteht Dünger. Abgerufen von https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/garten-und-balkon/tipps/05794.html
- Haiden, Brocks, Weber, Schulze (2019). Kompostieren – so einfach geht’s. Abgerufen von https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/garten-und-balkon/tipps/05793.html